Die LKG und ihre Geschichte
Mit herzlichem Dank an Hans-Viktor Reuter, Dieter Schulze und an alle anderen, die beim Zusammentragen all dieser Informationen beteiligt waren, soll hier nun eine kurze Zusammenfassung der Geschichte unserer LKG Hannover e.V. gegeben werden.
Wie alles anfing (1902 - 1918)
Die Gründung unserer Gemeinschaftsarbeit lässt sich auf 1902 datieren, allerdings existierte die LKG Hannover damals noch nicht in dem Verständnis, wie wir sie heute kennen. Viele Gemeinschaften (wie auch unsere) entstanden in diesem Zeitraum als Bibelstundenkreise in Privatwohnungen, geprägt durch enge Kontakte zu Kirche und Pastoren. Anfangs noch sehr klein, traf das Angebot aber den Nerv der Zeit und wuchs schnell, sodass 1906 Gustav Lindemann als erster Prediger fest angestellt werden konnte (Seit etwa Michel Youssif sagen wir "Pastor" statt "Prediger" um unter anderem eventuellen Missverständnissen bei der Nutzung des Begriffs vorzubeugen). Mit einigen Erfahrungen im Bereich „Gemeinschaft“ aus Schleswig-Holstein sollte er die Arbeit der Gemeinschaft in den nächsten 50 Jahren stark prägen. Eine erste Unterkunft fand sich im Volgersweg 2. Diese konnte allerdings nich lange gehalten werden, und so wurde 1908 ein neuer Gemeinschaftssaal in der Lammstraße 13 eingweiht.
1908 wurde dann auch namentlich der Verein Landeskirchliche Gemeinschaft e.V. gegründet. 1910 eröffnete die Gemeinschaftsbuchhandlung – einigen Mitgliedern dürfte noch die Buchhandlung Ecke Edenstraße bekannt sein. Der Gemischte Chor, der auch heute noch existiert, wurde bereits sehr früh um das Jahr 1913 gegründet.
Der erste Weltkrieg riss nur relativ wenige Lücken in die LKG. Über das Ende des Ersten Weltkrieges und die Zeit in der Weimarer Republik erfährt man durch Aufzeichnungen der LKG jedoch kaum etwas.
Unruhige Zeiten (1919 - 1945)
Diese Zeit kennzeichneten unter anderem die Trennung von Kirche und Staat in der Weimarer Verfassung, die Inflation um 1923, die Weltwirtschaftskrise 1929/30 und der Zweite Weltkrieg.
Trotzdem war bis 1933 ein starkes Wachstum in der Gemeinschaftsbewegung zu verzeichnen. Auch die LKG Hannover wuchs immer weiter: Zu Beginn der zwanziger Jahre fanden jährlich etwa 20-25 Mitgliederaufnahmen statt, viele Bibelstundenkreise entwickelten sich stark individuell weiter, so gab es zum Beispiel in Döhren einen eigenen Chor und EC. Des weiteren wurden immer wieder Ausflüge und Reisen unternommen, 1924 wurde das Bundesfest des Evangelischen Sängerbundes und die Deutsche EC-Tagung veranstaltet und 1932 konnte ein Gemeinschaftshaus in der Edenstraße 45 (später mit der Numer 39) zu günstigen Bedingungen erworben werden.
Der Kirchenstreit zwischen den „Deutschen Christen“ und der „Bekennenden Kirche“ ab 1933/34 belastete auch die Gemeinschaft. Insgesamt hinterließ die Zeit des Dritten Reiches einige Spuren, zumal durch die schrecklichen Ereignisse weitaus mehr zivile und militärische Opfer als im ersten Weltkrieg gefordert wurden. Kurz vor Ende des Krieges traf am 15.12.1944 eine Fliegerbombe den Gemeinschaftssaal in der Edenstraße und ein Wiederaufbau war mangels Genehmigung und Material zunächst nicht möglich.
Es wird oft gefragt, ob der Nationalsozialismus nicht zu verhindern gewesen wäre. Diese Frage wird auch immer wieder an Christen gestellt, weil man ihnen in solchen Fällen unterstellt, sie müssten doch wissen, was gut und was schlecht ist. Vielen Menschen war in dieser Zeit eine Änderung anzusehen. Jetzt im Nachhinein mit dem Wissen um all die schlimmen Dinge, die passiert sind, fällt es uns leicht, unsere Vorgänger zu kritisieren, doch wir wissen nicht, wie wir selbst unter den damals gegebenen Umständen reagiert hätten, ob wir die Gefahr erkannt und den Mut gehabt hätten, uns dagegen aufzulehnen.
Zum Zenit (1945 - 1975)
Im Jahr 1945 kam es zum vollständigen Zusammenbruch, welcher allerdings erstaunliche Chancen für die LKG barg - Hannoveraner und vertriebene Christen nutzten die Gelegenheit für einen Neuanfang.
Prediger Lindemann war zu diesem Zeitpunkt schon 69 Jahre alt und hatte während des zweiten Weltkrieges fast die gesamte Last getragen, da alle jüngeren Männer beim Militär waren. Um den Wiederaufbau voran zu bringen, beantragte er zunächst die Erlaubnis zur Weiterarbeit von der britischen Militärregierung. 1946 bildete er einen Vorstand und ließ den Verein ins Vereinsregister eintragen. Nun konnte er langsam beginnen, etwas von seiner Verantwortung abzugeben: So wurden 1945-1947 zwei weitere Prediger und Gemeindeschwestern eingestellt. Zuerst gab Prediger Lindemann dann 1947 den EC-Vorsitz an Prediger Paul Paasch und 1950 schließlich den LKG-Vorsitz an Heinrich Jabs ab. Bis 1949 konnten mit einiger Anstrengung der Gemeindesaal und das Haus wieder hergestellt werden, sodass die Gemeinschaft im Jahr 1952 ihr 50jähriges Jubiläum feiern konnte.
In dieser Periode, die bis in die 70er Jahre dauerte, versuchte man, an die Zeit des Aufschwungs vor 1933 anzuknüpfen. So gab es nur wenige Unterschiede zwischen den Bildern der Nachkriegszeit und den Bildern vor ca. 1932. Das änderte sich zögerlich in den 60er Jahren, zuerst erkennbar an der Kleidung. Der 68er-Umbruch kam im EC abgeschwächt Anfang der 70er Jahre an, in der Gemeinschaft weniger stark. Auch insgesamt machte der EC viele der Änderungen mit und auch wenn nicht alle ECler dieser Generation der LKG treu geblieben sind, so waren sie doch auf jeden Fall eine Bereicherung für das Leben der Gemeinschaft.
Die Mitgliederzahlen wuchsen nun aber von 1950 bis 1960 sehr stark an – sie verdoppelten sich von ca. 200 auf etwa 400 Mitglieder. Jedoch nahm das Wachstum in den nachfolgenden Jahren stark ab, es wurde immer schwieriger, neue Menschen für den Glauben und die Gemeinschaft zu gewinnen. Die Zahl der Vereinsmitglieder erreichte 1974 ihr Maximum mit 421 Personen.
Die LKG bis heute (ab 1976)
Zu Beginn der 80er Jahre machte sich aufgrund des Mangels an Mitarbeitern und Engagement ein diffuses Unbehagen in der Gemeinschaft breit. Viele Kreise entwickelten sich individuell in verschiedene Richtungen. Da die Deisterkreise und Lehrte gefühlt inhaltlich zu weit von Hannover entfernt waren, kam es im Jahr 1985 zu einer Trennung. Die Gemeinschaft in der Deisterregion erwies sich als „lebensfähig“ und entwickelte sich weiter, während es mit der Lehrter-Gemeinschaft bergab ging, sodass schließlich das Haus zuerst dem Bezirk Burgdorf übereignet und später an eine Freikirche verkauft wurde. Auch mit der Buchhandlung ging es bergab und sie wurde an den Deutschen EC-Verband verkauft.
In den Jahren 1986-89 wurde der Gemeindesaal zwecks einer freundlicheren Gestaltung umgebaut. Unter anderem durch den EC angeregt, wurden jetzt verstärkt Medien (Musikanlage, Beamer, …) auch im Gottesdienst verwendet, außerdem entstand 1996 eine erste Internetpräsenz der LKG.
Auch der Wunsch nach einem Gemeindeverständnis wurde in dieser Zeit stärker, so dass sich die LKG entschied, diesen Weg bewusst zu beschreiten. Heute verstehen wir uns als selbständige Gemeinde innerhalb der evangelischen Landeskirche und bieten auch kirchliche Amtshandlungen wie Taufe, Hochzeit oder Trauerfeiern an.
Im Rahmen von Aktionen wie der Gründung einer gemeinsamen Gemeindezeitschrift KOMPASS 1996, der Live-Übertragung der Fußball WM 1998, JesusHouse 1998 und 2000 oder ProChrist 1993, 2000 und 2003 wuchs die Zusammenarbeit von EC und LKG und die Einbindung in gegenseitige Veranstaltungen.
2002 durfte die LKG dann ihr 100jähriges Jubiläum feiern. Zum Anlass der Feierlichkeiten gab es ein mit Konzerten, Vorträgen und Gottesdiensten gefülltes Wochenende, an dem auf die Geschichte der Gemeinschaft zurückgeblickt wurde.
Seitdem hat sich unsere Gemeinschaft stark verändert: Es wird nun ein eigener Konfirmandenunterricht (BC4T – Bible Course for Teens) angeboten, Pastor Michel Youssif hat die arabisch deutsche evangelische Gemeinde (ADEG) als Arbeitszweig der LKG gegründet und wachsen lassen, es werden internationale Gottesdienste angeboten, der EC erlebt immer wieder ein Wachstum und integriert sich in die Gemeindearbeit. Zusätzlich zum „Gemischten Chor“ gibt es nun auch den Chor „Eden Voices“, es wurde eine Hausaufgabenhilfe angeboten, zusätzlich zum „normalen“ Gottesdienst am Sonntag Nachmittag gibt es auch den BTE („BackToEden“) Gottesdienst, später stattdessen den extra-Gottesdienst und danach der new - never ending worship Lobpreisgottesdienst, …
Alle Neuerungen und Aspekte unserer Arbeit lassen sich wohl nicht aufzählen, doch ein besonders großer Schritt für die LKG war die Kooperation mit der Vahrenwalder Kirchengemeinde, die lange und ausdauernde Planung, Organisation und schließlich die Durchführung des Neubaus und der Umzug aus dem langjährigen Zuhause in der Edenstraße 39 hin zum neuen Evangelischen Treffpunkt (ET) in Vahrenwald.
Was die Zukunft auch bringen mag, wir lassen uns von Gott führen und vielleicht (oder hoffentlich?) auch von ihm überraschen. Wir wollen gemeinsam durch seine Kraft die Gemeindearbeit zur Ehre unseres Herrn tun und sind gespannt, welche Änderungen noch kommen, denn „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“. (Hebräer 13,14)
Zum Abschluss können sie sich hier ein Video ansehen, in dem Bilder der bisherigen Pastoren der LKG zusammengestellt sind: