Predigt 24.Januar 2016 - THEMA: Geld für die Gemeinde - BIBELTEXT: Maleachi 3,6-12
Predigt Maleachi 3,6-12
Hier in der Hand halte ich ein Stück Papier
Wie schön wäre es doch, wenn ich dieses Stück Papier einfach knicken könnte und ein Geldschein dabei herauskommen würde?
Ganz besonders unser Rechnungsführer Sebastian Stein würde sich über so einen tollen Trick freuen. Tja, Geld kommt nun mal nicht aus dem Nichts, richtig?
Der Text, den ich für heute ausgesucht habe, dreht sich um das Thema Geld. Er steht im Buch Maleachi, eines der zwölf Prophetenbücher am Ende des Alten Testaments.
Maleachi könnte entweder ein Name sein oder ein anonymer Schreiber,der dann schlicht und einfach „Der Bote“ übersetzt würde. Wichtig ist nur, dass er ein Prophet war, der nach der Babylonischen Gefangenschaft geredet hat. Also nachdem das große Gericht über Israel schon eingetreten ist.
Ich empfehle euch die schmalen drei Kapitel dieses Buches mal zu lesen, denn es steckt eine besondere einzigartige Sprache darin. Immer wieder gibt es in dem Buch Dialoge zwischen Gott und den Israeliten. Man könnte sich das wirklich so vorstellen, dass Gott mit den Israeliten an einem Tisch sitzt und mit ihnen über verschiedene Themen und Gebote spricht.
Auch die Verse über die ich predigen möchte sind so ein Dialog.
Darin geht es, wie ich schon gesagt habe, um Geld. Genauer gesagt um die Abgabe des Hebeopfers bzw. des Zehnten. Der Zehnte war damals in Israel eine Abgabe, die jeder geben musste. Er diente dazu, den Leviten und Priestern ihren Lohn zu geben und den Tempel zu erhalten.
Alle anderen Israeliten hatten ja ein Stück Land von Gott bekommen, nachdem Josua mit ihnen Israel eingenommen hatte. Die Leviten hatten kein Land als Besitz bekommen, sollten aber durch den Zehnten aller Gebiete versorgt werden.
Gott hatte damit ein System erschaffen, mit dem der Tempel automatisch mitversorgt wurde. Für Juden war diese Abgabe, gemeinsam mit der Tempelsteuer, auch gleichzeitig eines der stärksten Zeichen der Zugehörigkeit zum Judentum. Soweit zum Zehnten des Judentums.
Interessanterweise ist die Kirchensteuer bis heute nicht etwas groß anderes. Alle Menschen, die in die Volkskirche getauft werden, zahlen Kirchensteuer. Es ist also quasi ein direkter Bezug zwischen Geld und Kirche, zwischen Abgabe und Gemeindezugehörigkeit geblieben.
Wie ihr sicher alle wisst, bekommt unsere Landeskirchliche Gemeinschaft keine Kirchensteuer. Das Geld, das wir hier für die Gemeindearbeit verwenden und natürlich auch das Gehalt von meinem Kollegen Michel und mir, kommt nur aus euren bzw. unseren Taschen.
Man könnte also das System des Tempels damals gut mit unserer Gemeindesituation heute vergleichen. Wir sind eure Priester, dies ist euer Tempel und wir sind darauf angewiesen, dass ihr einen Teil eures Geldes abgebt, damit alles funktioniert. In manchen freien Gemeinden ist sogar festgelegt, dass jeder den Zehnten Teil seines Geldes der Gemeinde geben soll. Wir haben als LKG bewusst darauf verzichtet einen festen oder prozentualen Mitgliedsbeitrag festzulegen. Bei uns sollt ihr das geben, was euer Herz bereit ist zu geben.
Damit dein Herz rechnen kann: Als Orientierung bekommen wir ja jedes Jahr zur Mitgliederhauptversammlung einen nötigen Durchschnittsbetrag, damit wir wie bisher weiter arbeiten können. Im Augenblick liegt dieser Betrag bei monatlich 70 Euro pro Mitglied. Viele geben da mehr, viele auch weniger.
Ich selbst versuche mich an dem Zehnten meines Geldes zu orientieren, weil ich das als keinen so schmerzhaften Anteil sehe. Ich glaube, das hat Gott damals schon als machbaren Teil festgelegt.
Sicherlich darf man auch berechtigt fragen: „Wir sind doch keine Juden oder Israeliten.“ Warum sollte ich mich dann an so ein Gebot aus dem Alten Testament halten? Ich möchte zunächst mit euch einen Blick auf den Text werfen und dann auf diese Frage zurück kommen.
Das Gespräch in unserem Text zwischen Israeliten und Gott beginnt mit einem klaren Statement von Gott: „Ich habe mich nicht geändert!“ „Ich bin der Gleiche geblieben.“ Und das ist ja Gott auch bis heute. Der Gott des Alten Testamentes ist der gleiche wie im neuen Testament! Doch mit diesem Statement kommt eine kleine Anklage: „Ihr seid auch die Gleichen geblieben, genau wie eure Väter weicht ihr von meinen Geboten ab.“ Und mit dieser Anklage kommt die Aufforderung, die quasi das zentrale Thema ist: „Bekehrt euch zu mir, dann steh ich auch zu euch!“ Bekehrung, also Umkehr, Hinwendung zu Gott, darum geht es im Kern in diesen Versen. Das Thema Abgabe und Geld ist hier sowohl das Beispiel, dass Gott verwendet, aber auch gleichzeitig die natürliche Folge der Bekehrung.
Als ich Christ geworden bin, war es mir erstmal völlig fremd Geld für die Gemeinde zu geben. Als typischen Spruch habe ich auch gehört: „Das Portmonee bekehrt sich als letztes.“ Das bedeutet so viel wie: Wenn ich Christ und Mitglied einer Gemeinde werde, dauert es ein wenig, bis ich merke, wie wichtig es ist, dieser Gemeinde Geld zu geben.
Anscheinend hatten es auch die Israeliten nicht ganz so ernst genommen mit der Abgabe des Opfers und des Zehnten. Ebenfalls war es ihnen das nicht wirklich bewusst, denn als Antwort auf Gottes Anklage sagten sie: „Warum sollen wir uns bekehren?“ Sie verstanden Gott nicht. Es war eine trotzige Antwort. „Wir sind doch dein Volk, wir gehören zu dir. Wir haben uns doch bekehrt…“ Daraufhin gibt Gott die Antwort mit dem Thema des Zehnten: Er sagte: „Darf ein Mensch Gott berauben? Denn ihr beraubt mich. Beim Zehnten und bei der Abgabe beraubt ihr mich.“ Gott spricht das Thema direkt an: „Bringt mir den Zehnten direkt in mein Haus.“
Anders als bei uns in der Gemeinde heute war der Zehnte keine freiwillige Abgabe, sondern ein Gebot von Gott. Es war quasi die Steuer für Gott. Man könnte es sogar umdrehen: Der Zehnte war nicht eine Abgabe von dem eigenen Einkommen, sondern der Zehnte Teil des Besitzes und Einkommens gehörte Gott. Wenn also die Israeliten diesen Zehnten nicht abgegeben hatten, beraubten sie damit Gott. Das ist ja die Anklage in den Versen.
Ich finde es sehr spannend sich diese Frage zu stellen: Gilt das auch für mich? Gott hat mich aufgenommen in sein Reich, ich bin sein Kind geworden durch seine Gnade. Habe ich auch die Pflicht, ihm meinen Zehnten zu geben? Beraube ich auch Gott, wenn ich ihm nicht den Zehnten gebe?
Ich würde diese Frage erstmal mit NEIN beantworten. Wir leben nicht in Israel, wir leben in einer anderen Zeit. Wir leben in der Zeit der Gnade, wir haben die Liebe und Vergebung bekommen. Jesus ist für uns gestorben und auferstanden, damit wir nicht mehr unter dem Gesetz stehen, sondern frei sind.
Ich würde Nein sagen zur Pflicht, aber JA sagen zur Freiheit. Wir haben diese Freiheit! Wir haben die Freiheit den Zehnten zu geben. Nicht die Pflicht. Eigentlich müssten wir sogar einen Schritt weiter gehen. Der zehnte Teil der Israeliten gehörte Gott. Wir aber gehören ganz Gott - unser Leben liegt in seinen Händen. Unser ganzes Leben, auch unser Besitz und unser Verdienst - liegen in seinen Händen. Müssen wir also alles abgeben? Das wird auch schwierig… ganz ohne Geld geht es ja nicht, oder?
Der Kernvers des Textes ist der Abschluss von Gottes Rede: Gott sagt: „Prüft mich doch damit, ob ich euch dann nicht die Fenster des Himmels öffne und euch Segen herab schütte im Übermaß.“
Es ist keine große Anklage, kein Gerichtswort, das Gott in Maleachi spricht. Es ist eine Herausforderung, ein Angebot Gottes. Er sagt: „Probiert es doch aus. Versucht es, den Zehnten zu geben.“ „Testet mich, ob ich dann nicht die Fenster des Himmels öffne.“
Ich finde, das ist so ein krasses Bild. Gott will ein Fenster öffnen im Himmel und seinen Segen herab werfen im Überfluss. Ich nehme dieses Wort immer schon sehr ernst, auch wenn es erst mal nur für Israel gelten mag. Ich habe es selbst immer wieder versucht und es auch erlebt. Wenn ich nicht geizig bin und wenn ich mein Portmonee öffne, dann schenkt Gott so viel zurück. In den letzten Jahren habe ich meinen Mitgliedsbeitrag hier für die Gemeinde immer wieder erhöht. Manchmal hatte ich dabei auch Bauchschmerzen und habe gedacht: Ob ich dann noch genug Geld zum Leben übrig habe? Aber jedes Mal habe ich danach kleine Wunder erlebt. Unverhofft kamen Geld oder andere Dinge, die ich zum Leben brauchte, zu mir. Ich habe sogar das Gefühl, dass ich mehr zurück bekomme, als ich gebe.
Im Text steht, dass Gott den Fresser bedrohen wird, damit er nicht die Frucht des Ackers vernichtet. Segen muss ja nicht immer Bargeld sein, dass es im Leben läuft, das verspricht Gott, dass er die Wege ebenen wird, das ist die Verheißung.
Und ich glaube, diese Verheißung gilt auch für uns. Dabei müssen wir uns nicht an dem Zehnten festhalten, aber er kann eine gute Orientierung sein. Ich glaube der kleine Trick mit dem Geldschein kann wirklich Wahrheit werden, wenn wir an dieser Verheißung festhalten.
Wie gesagt, die Abgabe und der Zehnte ist ein konkretes Beispiel, dass Gott hier benutzt. Er will die Israeliten an ihre Bekehrung erinnern, bzw. sie dazu aufzufordern. Bekehrung heißt sowohl damals als auch heute: Ich vertraue Gott. Ich vertraue, dass er mein Leben lenkt und versorgt. Wir müssen nicht krampfhaft unser Leben selbst im Griff haben und jeden Euro umdrehen. Denn Gott will uns versorgen, wie die Blumen auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel.
Für die Gemeinde heutzutage wird auch immer wieder gerne eine kleine Milchmädchenrechnung aufgemacht. Wenn 10 Mitglieder einer Gemeinde alle ihren Zehnten geben würden, könnte man dafür einen Hauptamtlichen bezahlen, der die Gemeinde unterstützt. Schon mal gehört? So wie damals mit den Leviten und Priestern. Wenn wir also etwa 140 Mitglieder sind, müssten wir doch eigentlich 14 Hauptamtliche einstellen können, oder? Natürlich kann man da einhaken und sagen, dass viele Leute nicht so viel verdienen und dass auch unser Staat so viele Steuern einzieht. Trotzdem, selbst wenn man die Quote verdoppelt oder verdreifacht, müsste es doch für 3 Hauptamtliche reichen, oder?
3 hauptamtliche Pastoren - davon haben wir im letzten Jahr bei der Vorstandsklausur geträumt. Einen für die arabische Gemeinde, einen für die EC-Arbeit und einen für die Kerngemeinde. Ich glaube, dieser Traum ist nicht unrealistisch, wenn wir ein wenig mehr Mut haben, Gott unser Geld anzuvertrauen. Wenn wir unserer Bekehrung vertrauen… dass Gott unser Leben hält und uns versorgt und nicht wir selbst. Und diese Milchmädchenrechnung ist ja erst mal nur das System aus dem Alten Testament. Was ich da noch gar nicht eingerechnet habe, ist der offene Himmel. Es ist die große Verheißung von dem herabfließenden Segen, den Gott schenken will.
Übrigens ist das Buch Maleachi das letzte Buch im Alten Testament. Es kommt in unserer Bibel direkt vor dem ersten Evangelium, Matthäus. Es ist also die direkte Brücke zum Neuen Testament. Wenn schon im Alten Testament so eine Verheißung von Gott angesiedelt ist. Wie groß sind dann erst die Belohnung und der Segen, die durch den neuen Bund zu uns fließen könnten.
Also auch wenn wir sagen: Das Alte Testament, die alten Gebote Gottes, gelten doch nicht für mich. So kann doch der Vers 10 durchaus auch von und durch Christus ernst genommen werden. Prüft mich doch, sagt Gott. Prüft doch, ob ihr mir vertrauen könnt. Ihr bekommt diesen Vers heute auf ganz besondere Art und Weise geschenkt. Für mich ist das quasi eine persönliche Umsetzung dieser Predigt. Ich prüfe Gott damit und hoffe, dass er seinen Segen fließen lässt.Genauso fordere ich auch auf:
„Prüft Gott mit eurem Geld und erlebt wie sich der Himmel öffnet.“
Horcht in euer Herz hinein. Gott hat uns schon reich beschenkt, er hat uns einen Platz in seinem Himmelreich gegeben. Und sein Herzenswunsch ist es, dass alle Menschen ihn kennen lernen. Hier in der Gemeinde ist ein Ort, wo das passiert. Hier setzen sich viele Ehrenamtliche und Hauptamtliche ein, damit Gottes Liebe und sein Name groß gemacht werden. Hier lohnt es sich Gott zu vertrauen und sein Geld zu geben.
„Prüft mich damit, ob ich euch dann nicht die Fenster des Himmels öffne und euch Segen herab schütte im Übermaß.“
Maleachi 3,10
AMEN
(Felix Gerlach, Pastor der LKG Hannover, Januar 2016)