Gott redet?!

... war letztes mal im Jugendkeis unser Thema. Dazu haben wir diese Geschichte gehört:

Heute geht es um Paul. Paul ist ein ganz normaler Typ. Er hat seine Stärken in Sachen Sport und Motivation und seine Schwächen, wenn es mal um größere Entscheidungen geht. Und genau da liegt gerade sein großes Problem: Er ist 18 Jahre alt, gerade mit dem Abitur fertig geworden und weiß nicht genau was er tun soll.

Für ihn steht fest, dass als nächstes ein Studium folgen soll, doch WAS soll er studieren? Und vor allem WO? Wieder und wieder zerbricht er sich den Kopf, und kommt zu keinem Schluss. Er möchte eigentlich nur ungern zu weit von seiner Heimat Norderstedt bei Hamburg wegziehen und Familie und Freunde zurücklassen. Die Gemeinde, die er dort besucht und in der er sich einbringt, sowie der örtliche Jugendkreis liegen ihm auch sehr am Herzen.
Da wäre es natürlich praktisch, Sport und Biologie auf Lehramt in Hamburg zu studieren. Das ist maximal eine Stunde mit Bus und Bahn von Zuhause weg, und eigentlich arbeitet er ja auch ganz gerne mit Kindern.

ABER was ihn schon immer noch viel mehr gereizt hat, ist der Neuro-Chemie Studiengang, der sich mit den psychologischen und chemischen Wissenschaften rund um das Gehirn beschäftigt. Paul träumt eigentlich schon lange davon und lässt sich von diesem Thema immer wieder begeistern. Einziges Problem: Das kann man nicht in Hamburg studieren. Noch schlimmer: Dieser spezielle Studiengang wird nur an der Universität Wien in Österreich angeboten. Das ist eben ganz am anderen Ende der Welt – mal eben am Wochenende nach Hause fahren ist da nicht drin.

Nachdem er am Abend noch lange wach gelegen hat, wird er nun vom Sonnenschein, der durch das Fenster fällt, aus einem merkwürdigen Traum geweckt. Er war auf der Suche nach einem Gold-Schatz (dabei ist er doch nun eigentlich wirklich aus dem Alter für solche Träume raus – früher hat man vielleicht von Ritterburgen und sowas geträumt – aber heute? Was hat das denn mit ihm zu tun?). Zumindest machte er sich in dem Traum ganz alleine auf, weil ihm irgendwie niemand bei der Suche helfen wollte. Nach allerhand abstraktem Traum-Wirr-Warr und einer gesamten Weltreise kehrte nach Hause zurück. Und fand den Schatz direkt neben der Haustür – eine riesige Kiste (wie hatte er die übersehen können?).

Doch nun ist Paul wieder wach – die letzten Gedanken an den Traum verfliegen schnell und er ist wieder bei seinem alten Problem. Er kann sich einfach nicht enscheiden. Und obwohl er immer wieder zu Gott betet, dass er ihm doch bitte bei dieser Entscheidung helfen und ihm irgendwie ein Zeichen geben soll, scheint Gott nicht zu antworten. Muss er diese Entscheidung selber treffen? Er hat so oft von Menschen gehört oder gelesen, zu denen Gott IN ECHT gesprochen hat. Es könnte doch soo einfach sein!!! Und die Zeit, die ihm für die Entscheidung bleibt, wird auch nicht gerade mehr...

Zumindest kann er sich ja schon einmal an beiden Unis einschreiben. Das sollte ja kein Problem darstellen. Doch anscheinend hat sich das Internet aufgehängt. Er hat das ganze Zeugs nie so wirklich verstanden... Aber es hilft jedes mal, den W-Lan Router neu zu starten. Schließlich kommt er auf die Homepage der Uni Hamburg: „Tut uns leid! Unser Service ist leider im Moment aufgrund von Serverwartungen nicht verfügbar!“. Na toll. Aber egal, bei der Uni Wien kann man es ja auch nochmal versuchen. Nachdem er sich durch eine hoffnungslos unübersichtliche Menüstruktur gearbeitet hat, findet er ENDLICH das Kontaktformular. Muss natürlich per Post verschickt werden. Also gut, auf geht’s mit USB-Stick bewaffnet zum 5min entfernten Copyshop um dieses Formular auszudrucken. (Pauls Familie besitzt leider nicht so etwas modernes wie einen Drucker) Nach einem Papierstau in genau SEINEM Gerät ist er dann auch schon nach 30min wieder zuhause... Was solls, schnell ausfüllen und zur Post, dach halt: „Bitte legen sie eine Kopie ihres Ausweises mit bei“. Das gibt es doch nicht -  daran hätte er nun wirklich denken können... Also nochmal zum CopyShop und den Perso kopieren? NEIN, die Schmerzgrenze ist fürs erste eindeutig erreicht, heute nicht mehr – als ob  ihn etwas davon abhalten wollen würde, sich da anzumelden.

Nach einem kleinen Workout hat er sich wieder etwas abreagiert und macht sich nach der Dusche direkt auf den Weg zum Jugendkreis, der heute wie jeden Mittwoch stattfindet. Dort angekommen, begrüßt ihn die Jugendkreisleiterin Sabine: „Hi Paul, schön dich zu sehen! Sag mal, können wir eben was zusammen besprechen?“. Sie erzählt ihm, dass sie sehr beeindruckt von seinem Einsatz für Jugendkreis und von seiner Zuverlässigkeit, wenn es um bestimmte Aufgaben gehe, sei. Da auch sie nicht ewig diesen Jugendkreis leiten kann, könne Paul ja mal überlegen, ob er nicht gerne Ko-Leitung und dann später auch selbst Jugendkreisleiter werden wolle? Paul erklärt, dass das leider nicht möglich ist, weil er in jedem Fall wegzieht um zu studieren, er wisse eben nur noch nicht, wie weit weg... „Schade“, meint Sabine, „du hättest wirklich eine Begabung dafür. Aber Studium geht natürlich vor. Ich kann dir leider auch keinen Tipp geben, was du lieber machen solltest. Ich habe ja zum Glück hier in Norderstedt eine Ausbildung anfangen können und musste dann garnicht wegziehen. Mein einziger Rat wäre: Frag doch mal Gott und versuche hinzuhören, was er sagt.“

„Super Ratschlag“, denkt sich Paul, „das tue ich doch immer und immer wieder – aber er antwortet ja nicht.“ Der Vers zum Thema des heutigen Jugendkreises steht im Psalm 37 und lautet: „Vertraue du auf den Herrn und tue nur das Gute, bleibe im Lande wohnen und übe Treue“. Damit kann er nicht so viel anfagen: „Bleibe im Lande wohnen und übe Treue“. Er ist Gott ja treu und setzt sich für ihn ein...

Naja... nach einem netten Abend mit Liedern, Lachen und Spielen geht es dann wieder zurück nach Hause. Seine Eltern sind schon im Bett aber in der Küche brennt noch Licht. Außerdem hat sein Vater wohl vergessen, die Zeitung wieder weg zu räumen. Zumindest liegt sie aufgeschlagen auf dem Küchentisch. Paul überfliegt kurz die Seite: „Lokale Anzeigen: Neue Ausbildungsplätze für Norderstedt in den Bereichen Biologie, Physik, Chemie, Psychologie, ...“ Er liest garnicht erst weiter. Das ist sowieso nichts für ihn, er will ja studieren – nur WO? Wenn Gott doch nur zu ihm reden würde...! (T.B.)

Kennst du das auch? Du bittest Gott um eine Antwort, doch es kommt irgendwie nichts? Gott scheint dich zu ignorieren? Bist du ihm egal? Auf jeden Fall nicht! Hör doch einmal genauer hin, vielleicht geht es dir ja wie Paul in dieser Geschichte. Er ist sich sicher, es soll ein Studium werden - und zwar so sicher, dass er die Möglichkeit über etwas anderes nachzudenken, garnicht erst in Betracht zieht. Jetzt will er von Gott die Antwort haben - wo soll er studieren? Doch Gott hat anscheinend ganz andere Pläne mit ihm - das bekommt Paul nur garnicht mit.

Oft müssen wir uns wieder bewusst werden, dass nur Gott weiß, was für uns das beste ist. Und wir müssen überlegen, wie Gott zu uns redet - Gott redet nicht nur immer mit lauter klarer deutlicher Stimme zu uns, wie es uns in der Bibel berichtet wird. Gott kann auch durch andere Menschen, Träume und Visionen, Gefühle, Eindrücke, scheinbare Zufälle und vieles mehr sprechen. Unsere Aufgabe ist es, genau hinzuhören - vieleicht redet er ja schon zu dir, aber du überhörst ihn!

Natürlich darf man sich auch nicht übersensibilisieren und jedes Ereignis als eine Nachricht Gottes auffassen - aber du kannst überlegen - will Gott mir damit etwas sagen? Gebe ich möglicherweise meinen eigenen Zielen eine höhere Priorität, als dem, was Gott für mich geplant haben könnte? Schaue ich mit einem Tunnelblick nur auf das, was ich erreichen will? Oder lasse ich Gott etwas Raum, so dass er die Chance hat, zu mir durchzudringen?

Timon Breßgott