Ein ernstes Thema...
Aktuell ist es in den Medien nicht obenauf. Doch in den letzten Jahren hat das Thema Missbrauch in den Kirchen hohe Wellen geschlagen. In erschreckendem Ausmaß gab es sexuelle Übergriffe von Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Ob wir in unserer Landeskirchlichen Gemeinschaft vor solchem Fehlverhalten bewahrt geblieben sind? Uns ist zumindest bisher nichts bekannt.
Doch es gibt auch andere Formen des Missbrauchs, nämlich wenn geistliche Leiter ihre Stellung, ihre "Macht" in unangemessener Weise genutzt und Menschen unter Druck gesetzt haben, damit diese z.B. ein gewünschtes Verhalten an den Tag legen. Auch dies in ein Übergriff, selbst wenn es Betroffenen seinerzeit vielleicht "normal" erschien. Hierzu haben wir eine Erklärung formuliert. Vorangestellt sei ein Zitat von Steffen Kern aus seinem Präsesbericht 2024 (S. 12):
„Wo die Freiheit eines Christenmenschen durch Konformitätsdruck in einer Gemeinschaft ersetzt wird, steigt die Gefährdung für religiöse Übergriffigkeit. Je ausgeprägter dualistische Welt-, Gottes- und Menschenbilder formuliert werden, desto zwingender werden die Denk- und Verhaltensmuster für die Mitglieder einer Gemeinschaft“.
Wir als Landeskirchliche Gemeinschaft Hannover nehmen mit Betroffenheit wahr, dass Menschen möglicherweise in der Vergangenheit unsere Gemeinschaft als religiös übergriffig erlebt haben. Nur aus wenigen persönlichen Gesprächen wissen wir um die Dimension dieser Vorfälle.
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Wir bedauern, dass die Anfänge, Biografie und die Entwicklung der Landeskirchlichen Gemeinschaften dazu geführt haben, dass sie aufgrund ihrer pietistischen Frömmigkeit und theologischen Ernsthaftigkeit einige Menschen eingeengt haben und dadurch nicht zu einer Freiheit führten, zu der wir eigentlich durch Christus berufen sind.
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Wir bedauern, dass Menschen diese Frömmigkeit, die aus der großen Sorge um Verweltlichung der Gemeinden entstanden ist, als Druck und Abgrenzung empfunden und erfahren haben.
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Wir bedauern, dass durch diese theologische Engführung Wunden und Verletzungen entstanden sind, die zu einer Abkehr von der Gemeinde und in manchen Fällen auch zu einer Abkehr vom Glauben an Jesus Christus geführt haben.
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Wir bedauern, dass das Miteinander dadurch nicht von gegenseitiger Annahme, Respekt und Achtung geprägt war und auch nicht von dem Aufruf Jesu, als Christen untereinander eins zu sein, wie Jesus mit seinem Vater im Himmel eins war.
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Wir bitten betroffene Personen aufrichtig um Vergebung, wenn sie dadurch Leid erfahren haben und ihr Leben andere Wege genommen hat.
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Wir begrüßen die Entwicklung der heutigen Gemeinden, in denen man sich mit Wertschätzung und gegenseitigem Respekt trotz aller Unterschiede und verschiedener theologischen Prägungen begegnet.
Wer in unseren Kreisen entsprechende Erfahrungen machen musste und Gesprächsbedarf verspürt, ist eingeladen, sich vertrauensvoll an unsere Pastoren, Mitglieder des Vorstands oder bewährte Mitarbeiter/-innen unserer Gemeinde zu wenden.
Hendrik Lehmann (für den Vorstand)