An(ge)dacht Februar/März
Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
2. Timotheus 3,16
Die Schrift sagt: …“ – so wird in unseren frommen Kreisen zuweilen argumentiert. Doch bitte Vorsicht, wenn wir es mit „Außenstehenden“ zu tun haben: Viele werden bei „Schrift“ nicht an die Bibel denken und verdutzt gucken. Zudem dürfte das Argumentieren mit Aussagen der Bibel anderen gegenüber wenig Überzeugungskraft entfalten, wenn sie ihre Autorität nicht anerkennen. Und schon sind wir bei der spannenden Frage, welche Autorität, aber auch welche Anziehungskraft die Bibel denn für uns Christen heute noch besitzt.
Die Autorität der Bibel gründet sich insbesondere auf den kleinen Einschub „von Gott eingegeben“, den ich in einem separaten Artikel ein wenig weiter entfalten möchte, aber auch auf das praktische Erleben, dass Gott selbst durch die Bibel in unser Leben spricht. Wer das nicht will – Finger weg von der Bibel!
Die Kernbotschaft des Verses besagt, dass die Bibel nützlich ist. Wozu? Leider klingt der Luthertext hier wenig attraktiv – wer will schon gerne belehrt und zurechtgewiesen werden und wer lässt sich gerne sagen, dass er Besserung und Erziehung benötigt? Die Übertragung in der Volxbibel bringt es etwas eingängiger rüber: „Sie kann uns zeigen, wo wir im Leben mal wieder richtig danebenliegen. Dann zeigt sie uns den richtigen Weg, hilft uns, bessere Menschen zu werden, und erzieht uns, damit wir das tun, was gottmäßig ist.“
Um die unangenehme Wahrheit, dass bei uns vieles nicht in Ordnung und verbesserungsbedürftig ist, kommen wir auch in dieser Fassung nicht herum. Lieber lassen wir uns ja bestätigen und einlullen. Wer das will, ist bei der Bibel an der falschen Adresse. Natürlich finden wir darin auch Bestätigung und Zuspruch. Doch wer wirklich offen für Gottes Reden ist, muss damit rechnen, auch Dinge zu vernehmen, die uns herausfordern, bei denen nicht alles beim Alten bleiben und wie bisher weiterlaufen kann.
Ich will aber ehrlich einräumen, dass man manchmal auch längere Zeiten erlebt, in denen man nicht von Gottes Wort angesprochen wird. An einer Patentantwort, woran das vielleicht liegt, kann und mag ich mich nicht versuchen. Trotzdem will ich an meiner Überzeugung festhalten, dass es sich lohnt, auch dann weiter in der Bibel zu lesen. Denn Gott will durch sein Wort zu uns reden und gebraucht es, um uns wesentliche Dinge zu zeigen: Wer und wie Er ist, wer wir sind und wie es gerade und grundsätzlich um uns steht, wie wir auf einen guten Weg kommen und wie unser Leben persönlich und in Gemeinschaft dauerhaft gelingt. So würde ich jedenfalls die Punkte aus dem Vers für mich herunterbrechen.
Wenn ich auf mein Leben und in diese Welt schaue, ist da definitiv noch „Luft nach oben“ – „Da geht noch was!“ Darum meine dringende Bitte und herzliche Einladung: Wag es, lies in der Bibel und sei offen für Gottes Reden! Die passende Form kann für jeden unterschiedlich sein. Gut ist es, auch mal längere Passagen zu lesen, um größere Zusammenhänge zu erfassen. Dafür finde ich die klassische tägliche Bibellese sehr hilfreich. Doch ist es ebenfalls gut, länger mit einzelnen Versen „schwanger zu gehen“, sie immer wieder „durchzukauen“ und vielleicht sogar auswendig zu lernen – ja, auch das gibt’s noch!
Denn (nach Jesaja 55, 10-11) wie der Regen vom Himmel fällt und die Erde fruchtbar macht, so wird das Wort Gottes das bewirken, was Er beabsichtigt.
Hendrik Lehmann