An(ge)dacht April/Mai
Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.
Sprüche 3,27
Hände waschen, Zähne putzen, sich anziehen, E-Mails schreiben, Brote schmieren, Schuhe zubinden, Haare kämmen, Wäsche bügeln, durchs Fernsehprogramm zappen, Fahrrad fahren, einen Nagel in die Wand schlagen, Klavier spielen, Staub saugen, Wäsche aufhängen, an der Supermarktkasse bezahlen…
Was tun unsere Hände nicht alles, ohne dass wir groß darüber nachdenken. Die meiste Zeit des Tages sind unsere Hände beschäftigt. Es geschieht ganz selbstverständlich. Erst wenn wir in der Beweglichkeit unserer Hände eingeschränkt sind, merken wir, was auf einmal nicht mehr geht und wo wir unter Umständen auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Der Alltag ist dann nicht mehr so einfach zu bewältigen.
Die Handlungsempfehlung des Salomo steht in den Sprüchen. Dieses Buch gehört zu der im Orient weit verbreiteten Weisheitsliteratur. Es handelt sich dabei um die zunächst mündlich gepflegten und weiter gegebenen Lebensweisheiten. Das sind Sprüche, Sprichwörter, Rätsel, Gleichnisse und Fabeln, die den Menschen helfen sollten, das Leben in der Gemeinschaft zu bewäl-tigen. Es sind also sittliche Lebensregeln, nach dem Doppelgebot der Liebe zu Gott und den Nächsten. (www.bibelbuch.de)
Unsere Hände vermögen nun sehr Vieles. Die eingangs angeführte Aufzählung spiegelt nur einen Bruchteil unserer händischen Fähigkeiten wider. Um damit Bedürftigen Gutes zu tun, spielen aus meiner Sicht weitere Aspekte eine wesentliche Rolle. Unsere Wahrnehmung ist gefragt. Sehen wir die Bedürftigkeit des Anderen? Manchmal ist das Sehen ganz einfach. Zum Beispiel wenn eine junge Mutter mit einem Kinderwagen oder eine ältere Person mit einem Rollator versuchen, eine Tür aufzubekommen. In anderen Fällen müssen wir vielleicht näher hinsehen oder gar zuhören, um die Bedürftigkeit wahrzunehmen.
Ein weiterer Aspekt ist aus meiner Sicht am entscheidendsten. Salomo hat das Problem bereits erkannt, indem er schreibt: „Weigere dich nicht!“ Alles Sehen, Hören, Wahrnehmen hilft nicht, wenn wir uns weigern Gutes zu tun. Das Doppelgebot der Liebe kann uns dabei Hilfestellung geben: „Du sollst Gott, deinen Herrn von ganzem Herzen… lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Weil Gott uns zuerst bedingungslos geliebt und angenommen hat, dürfen und sollen wir uns zunächst selbst lieben und annehmen. Der Wunsch angenommen zu sein, geliebt zu werden macht uns auch zu Bedürftigen. Wenn diese Bedürfnisse gestillt wurden, sind wir in der Lage, uns den Bedürfnissen des Anderen zuzuwenden. Weil wir versorgt sind, können wir für andere sorgen. Weil uns Gottes Hände liebevoll halten, sind unsere Hände frei Gutes zu tun. Jede(r) ist dabei mal Geber(in) und mal Bedürftige(r). Es ist ein Geben und Nehmen.
Bei der Beurteilung, was denn „Gutes“ ist, kann der Vers 12 aus dem 7. Kapitel des Matthäusevangeliums Orientierung geben: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ Lasst es uns miteinander ausprobieren und kreativ sein. Es wird nicht an Menschen mangeln, denen wir Gutes tun können. Fröhlich in die Hände gespuckt… (bildlich zu verstehen). Lassen wir uns von Gott die Sinne schärfen, um Gutes zu tun. Bedürftige sind wir alle.
Herzlichst
Maren Heiner