An(ge)dacht Februar/März

Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.

1. Mose 21,6

 

Ein Tourist im Heiligen Land weiß leider nicht, was auf Englisch „Klagemauer“ heißt. So sagt er dem Taxifahrer: „Fahren Sie mich bitte zu dem Bauwerk, wo die Leute klagen." Kurz darauf steigt er vor dem Finanzamt aus.

Haben Sie gelacht oder nur müde gelächelt? Ist das Lachen von Sara anders?

Es gibt sehr unterschiedliche Arten des Lachens – das Lachen aus Verlegenheit und Unsicherheit, das Grinsen aus Schadenfreude, das aufgesetzte, künstliche Lachen, das schrille Gelächter. Es gibt das Mitlachen, das Anlachen, das Auslachen, das bittere Lachen. Die ehrlichste und die ansteckendste Art aber ist das herzhafte, fröhliche Lachen.

„Lachen ist gesund“ und „Lachen ist die beste Medizin“, das weiß schon der Volksmund. Ist das wirklich wahr? Kinder lachen rund 400-mal am Tag, in der Regel ein unverstelltes, ehrliches Lachen ohne Hintergedanken, ohne Berechnung. Bei einem Erwachsenen sind es durchschnittlich nur noch 20 Lacher am Tag. Wer von Herzen lacht, tut tatsächlich auch etwas für seine Gesundheit, denn Lachen baut Stress ab und setzt Glückshormone frei.

Und warum geht es in unseren Kirchen oder unter uns Christen oft so ernst zu?

In der Frühzeit des Christentums, hatten die Christen wegen der Verfolgungen, die sie erleiden mussten, nichts zu lachen. Auch später war das Lachen verpönt. Es galt die Auffassung, „unser Leben hier auf Erden sei schwer genug, da gäbe es nichts zu lachen“. Spricht man deshalb vom „Heidenspaß“, weil nur Heiden Spaß haben durften?

Dagegen war das "Osterlachen" eine feste Institution in der mittelalterlichen Welt. Die Auferstehung Jesu wurde mit Erleichterung und grenzenloser Freude begrüßt, denn Tod und Teufel waren durch die Auferstehung überwunden. Martin Luther hatte aufgrund seiner reformatorischen Erkenntnis viel für das Lachen übrig. Von ihm stammt der schöne Satz: „Wer immer und überall lachen kann, der ist ein wahrer Doktor der Theologie.“

„Lachen“ als solches kommt etwa zwanzigmal in der Bibel vor – nicht oft eigentlich – und das meist im Alten Testament. Die vermutlich älteste Bibelstelle zum Thema Lachen steht in der Geschichte von Abraham und seiner Frau Sara. Gott hatte Abraham versprochen, dass aus seinen Nachkommen ein großes Volk entstehen würde. Aber die Jahre vergingen. Abra-ham und Sara bekamen kein Kind. Abraham und Sara wurden alt, sehr alt. War die Verheißung Gottes damit ein leeres Versprechen? Doch dann geschah das, was keiner mehr für möglich hielt.

Gegenüber dem 99-jährigen Abraham bekräftigt Gott seine Zusage, dass ihm ein Sohn von seiner Ehefrau Sara geboren werden wird. Und die Reaktion von Abraham ist sehr menschlich: „Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Soll mir mit hundert Jahren ein Kind geboren werden, und soll Sara, neunzig Jahre alt, gebären?“ 1. Mose 17,17.

Abraham fällt zwar ehrerbietig auf den Boden und unterwirft sich Gott – aber er lacht. Ein bitteres Lachen? Die Verheißung erscheint ihm absurd. Das kann ein vernünftiger Mensch doch nicht glauben! Oder ist es ein jubelndes Lachen? Denn Gott wiederholt seine Verheißung „...deine Frau Sara wird einen Sohn bekommen! Gib ihm den Namen Isaak!“

Und wieder geschieht etwas völlig Unerwartetes: In der Mittagszeit bekommen Abraham und Sara, die beiden Alten, plötzlich Besuch. Unangemeldet und überraschend. Drei Männer – sind es Engel? Ist Gott selbst dabei? Abraham erweist diesen Fremden gegenüber Gastfreundschaft, während Sara verborgen im Zelt bleibt und dabei dem Gespräch lauscht. Sie hört, wie einer der Männer sagt: „Glaub mir, nächstes Jahr um diese Zeit komme ich wieder zu euch, und dann wird Sara einen Sohn haben.“ Diesmal ist es Sara, die lacht. Ein heimliches Lachen. Die Zeit des Kinderkriegens ist für sie doch vorbei. Ist Saras Lachen eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Zweifel, Bitterkeit oder doch heimlicher Freude und ungläubiger Hoffnung?

Der Besuch hört Saras Lachen. Sollte Gott etwas unmöglich sein? Sara leugnet ihr Lachen – aus Furcht, aus Verlegenheit? Ihre inneren Gedanken und Gefühle will sie nicht zeigen. „Doch, du hast gelacht!“ Ist diese Erwiderung Gottes ein Tadel oder eine Ermutigung zum Lachen?

Sara wird tatsächlich schwanger und bekommt mit neunzig Jahren einen Sohn, den der 100jährige Abraham Isaak nennt. Saras Freude ist riesengroß: „Gott lässt mich wieder lachen!“ (1. Mose 21,6) Das Lachen wird auch deutlich in dem Namen Isaak („er lacht“ oder „Gelächter“). Der Name wird also mit dem Unglaublichen und Wunderbaren der Geburt Isaaks in Verbin-dung gebracht. Und – wer lacht? Sara? Abraham? Das Kind? Gott? Jedenfalls ist Saras Lachen ein befreiendes, glückliches, fröhliches, schallendes Lachen – ein wahres Gottesgeschenk! Und solch ein Lachen wirkt ansteckend. Deshalb fährt Sara fort: „Jeder, der das erfährt, wird mit mir lachen!“

Wie ist das eigentlich bei uns? Können wir mit Martin Luther sagen: „Wo Glaube ist, da ist auch Lachen“? Beschränken wir Gottes Wirken auf das Wenige, das wir für möglich, für realistisch halten? Oder trauen wir Gott auch in unserem persönlichen Leben das Undenkbare zu, das nur Gott wirken kann? Haben wir solche Hoffnung? Befreit und aus vollem Herzen sich freuen und lachen zu können, das ist ein Segen, das ist ein großes Geschenk Gottes.

Der bekannte theologische Poet und Kabarettist Hanns Dieter Hüsch formulierte das in Anlehnung an Psalm 126 so:

„… Was macht dass ich so unbeschwert
Und mich kein Trübsinn hält
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
Wohl über alle Welt“

© Hanns Dieter Hüsch

Das vollständige Gedicht finden Sie hier: https://www.lvhswies.de/dokumente/Psalm 126.pdf

 

Ulrike Gerstenberger