An(ge)dacht Juni/Juli 2020

Der Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.

1. Könige 19,7

 

Es gibt körperliche Belastungen, die uns die Kräfte rauben. Eine lange Wanderung. Ein Tag mit tausend Terminen. Eine anstrengende lange Autofahrt. Die ganzen Haushaltsarbeiten. Ein Besuch für das ganze Wochenende. Eine sportliche Anstrengung. Ein Umzug. All das. Wir geben körperlich unser Bestes und sind am Ende kaputt. Müde. Geschafft. Dann freuen wir uns auf eine Pause, auf das Bett am Abend. Auf den Urlaub. Auf das Wochenende.

Es gibt auch andere Belastungen. Seelische. Wir würden gerne schlafen und zur Ruhe kommen, aber wir können nicht abschalten. Wir wollen eine Pause, aber unsere Gedanken kreisen. Und kreisen und kreisen. Wir machen uns Sorgen, Gedanken. Was wäre, wenn? Kann ich? Darf ich? Wie soll ich das schaffen? Wer hilft mir? Es ist alles zu viel. Zu schwer. Ich bin allein. Und überhaupt: Warum habe ich das so und so gemacht und nicht anders.

Elia hatte körperlich einiges geleistet. Er hatte im Streit mit einer großen religiösen Gruppe alles gegeben. Er war tagelang über das Leistbare auf den Beinen. Er hatte einen unglaublichen Kraftakt hinter sich. Er war körperlich an seinem Limit. Eine Pause wäre gut. Schlaf, Ruhe, Erholung.

Noch schlimmer war die seelische Belastung. Er hatte den Streit gewonnen, aber dafür wollte man ihn jetzt umbringen. Wir wollen dein Leben, deine Seele, deinen Tod. Für Elia war diese seelische Belastung, diese Drohung, schlimmer als die körperliche. Sie raubte ihm den Schlaf, er flüchtete in die Wüste. Um den Kopf in den Sand zu stecken. Wenn er es denn könnte. Aber man kann das dann nicht. Elia bricht zusammen. Seelisch und körperlich. Beides. Kennt man auch. Dass alles zusammen kommt. Dann ist wirklich alles zu Ende. Die Kraft, die Hoffnung, der Lebensmut.

Gott ist ein Gott, der mich sieht. Wirklich? Elia erlebt das. In seiner schlimm-sten Krise taucht Gott auf. Ein Engel wird geschickt. Mit einer Botschaft. Sie lautet: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Er hatte einen weiten Weg hinter sich. Er hatte auch einen weiten Weg vor sich. So ist ja unser Leben. Es geht immer weiter. Und normalerweise schaffen wir das auch. Wenn körperliche und seelische Belastungen zusammen kom-men und auch noch über lange Zeit, dann geht es nicht mehr. Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Das war der Teil einer Therapie Gottes. Essen, trinken. Und: Schlafen. Essen und Trinken geben uns neue Kraft. Schlafen auch. Aber Schlaf macht noch etwas. Unsere Seele arbeitet. Verarbeitet. Wir träumen und sortieren. Wir kommen im Schlaf körperlich und seelisch zu neuen Kräften. Wenn wir nicht schlafen können, hilft Bewegung. Sport, ein Spaziergang, eine Wanderung. Aber Schlaf tut unserer Seele gut. Hat Gott irgendwie so eingerichtet. Elia soll essen, trinken, schlafen. Das ist Gottes Therapie. Sie hilft Elia.

Denn danach steht folgendes: „Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.“ Essen, trinken, schlafen. Körperliche Erholung und seelische Erholung, beides ist nötig. Dazu gibt uns Gott die Balance zwischen Ruhe und Arbeit. Wichtig dabei ist: Körperliche und seelische Erholung gehören zusammen. Neben Schlaf gibt es einiges Aktives, was uns neue seelische Kraft geben kann: der Besuch bei Freunden, ein Telefonat, ein dichtes Ge-spräch trotz Abstand, ein Tag Urlaub, eine Begegnung mit Gott in der Stille, ein Buch lesen, die Natur genießen bei einem Spaziergang, all das. Was hilft deiner Seele? Mach dich auf die Suche. Lass dich von Gott beschenken. Er kann dir neue Kraft geben. Seelisch und körperlich.

Rainer Moh