An(ge)dacht August/September
Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge.
Apostelgeschichte 26,22
Das ist ein Rückblick. Paulus steht etwa im Jahr 60 n. Chr. vor dem Judenkönig Agrippa II. und dem römischen Statthalter Festus. Aus unmittelbarer Lebensgefahr ist er gerettet, weil er römischer Bürger ist. Er hat das Recht, vor den Kaiser Nero zu treten. Aber lange wird er nicht mehr leben. Nero wird ihn kreuzigen lassen.
Paulus hat seit seiner Bekehrung gefährlich gelebt. Dabei sieht er sein Leben immer in Gottes Hand.
Ich kann dies Bibelwort unbeachtet lassen:
- Ich bin kein Christ.
- Ich bin Christ und habe Schlimmes erlebt. Warum hat Gott das zugelassen?
- Ich bin Christ und hatte ein gutes Leben. Ist mir Gottes Hilfe überhaupt aufgefallen?
Ich gehöre zur dritten Kategorie und bin schon ziemlich alt. Deswegen möchte ich von einigen Erfahrungen mit Gott berichten.
Dann begannen zwei ECler in der LKG eine gute Teenie-Arbeit. Mehrere Personen haben mich damals begleitet und in der Gemeinde gehalten.
Im EC war das nicht so einfach. Ich äußerte Zweifel und probierte Stand-punkte aus. So etwas gab es damals nicht. „Über die Aufnahme von Hans Reuter in den EC wurde beraten. Sie wurde einstweilen zurückgestellt“, so las ich es später als EC-Leiter leicht amüsiert in mehreren alten EC-Vorstandsprotokollen. Aber der damalige Leiter – ein Christ, wie ich ihn mir vorstelle – hat mich nicht losgelassen.
Über ihn kam ich zum Chor und dann zur Chorleitung. Meine „Gemeinschaftskarriere“ will ich hier nicht ausführen. Aber Gott hat mich beständig in dieser Gemeinde gehalten durch eine jahrzehntelange Aufgabe, die ich im Wissen über Dauer und Beanspruchung übernommen hatte. Man muss sich schon entscheiden, manchmal für lange Zeit.
Fazit: An mir hat Gott durch Personen gewirkt.
Einige private und berufliche Erfahrungen, Gottes Hilfe betreffend.
Meine Ehefrau kannte ich aus EC und Chor. Irgendwann wusste ich: „Die ist es.“ Diese Gewissheit war mir beinahe unheimlich, aber ich bin ihr gefolgt.
Im Beruf bekam ich mit knapp 30 Jahren eine große Herausforderung und habe sie angenommen: Stellvertretender Schulleiter einer Gesamtschule, die zeitweise die größte allgemeinbildende Schule in Niedersachsen war. Das Ganze in einem Jahr, in dem meine Mutter starb, ich gleichzeitig EC- und Chorleiter war und meine Frau schwanger wurde. Das Jahr möchte ich nicht gern wiederholen, aber es war nur ein Jahr.
Später wollte ich dann von der Gesamtschule auf ein Gymnasium wechseln. Zwei Bewerbungen waren erfolglos und ich konnte entweder eine Stelle erzwingen (was möglich gewesen wäre) oder aufgeben. Ich habe gebetet und Gott nach seinem Willen gefragt. Ich wollte es nur noch einmal versuchen. Die dritte Stelle passte viel besser zu mir und ich habe sie problemlos bekommen. Man muss warten können (das fällt mir schwer…).
Schwere Krankheiten oder besondere Schicksalsschläge hat mir Gott bis-her erspart. Meine Leidensfähigkeit hat er bisher nicht getestet.
Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag…“
In der LKG war ich an drei Richtungsentscheidungen beteiligt. Es sind die Integration der chinesischen Gemeinde (die nicht gelungen ist), die Einstellung von Michel Youssif mit der Gründung der ADEG und allem Drum und Dran sowie der Auszug aus der Edenstraße hin zur Kooperation mit der Vahrenwalder Kirchengemeinde. An diesen entscheidenden Stellen hatte ich – was mich betrifft – Gewissheit über den richtigen Weg. Das ist ein Geschenk Gottes und ich hatte es nicht oft.
Aber auch ohne Gewissheit fühlte mich immer von Gott geführt.
Was soll ich euch Lesenden raten? Ich tue das mit der letzten Strophe meines Lieblingsliedes „Wer nur den lieben Gott lässt walten“:
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu;
denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.
Hans-Victor Reuter